Grosse Sorgfalt in kleinen Beuteln

57 Millionen Einzelartikel stellte der Hügli-Standort im britischen Redditch im letzten Jahr her. Der Grund für die hohe Anzahl: Der Betrieb hat sich vor allem auf Portionsbeutel spezialisiert. In ihnen stecken neben Suppen und Gewürzmischungen auch viele «Functional Food»-Produkte, also Lebensmittel, die einen zusätzlichen Nutzen haben.

«Würden wir alle Portionspackungen aneinanderlegen, die wir in einem Jahr herstellen, führte die Beutelstrasse theoretisch von unserem Werkstor in Redditch bis zum Hollywood-Schriftzug in Los Angeles», berichtet Chris Hurt scherzhaft. Der Managing Director bei Hügli im Vereinigten Königreich kennt aber natürlich deutlich bessere Verwendungsideen für die Lebensmittel, die in seinem Betrieb entstehen. Während Suppen, Saucen und Gewürze dem puren Genuss dienen, erfüllt ein Grossteil der Mixturen zudem zusätzliche Funktionen bei der Ernährung. Sei es, dass sie beim Gewichtsverlust helfen, krankheitsbedingte Mangelerscheinungen ausgleichen oder Sportler bei ihrer Ernährungsergänzung unterstützen. Die praktischen Portionsbeutel, auf die sich der Betrieb dabei spezialisiert hat,unterstützen den hohen Convenience-Grad der Produkte.

Ob konventionelle Lebensmittel oder «Functional Food» – die meisten Produkte stellt das rund 100-köpfige Team hier für die Eigenmarken seiner britischen Kunden her. Ein kleiner Anteil kommt zudem unter den Marken Hügli und Granovita, der Hügli-Marke für vegetarische und vegane Lebensmittel, inden Gross- und den Einzelhandel. Gegründet wurde der Betrieb bereits 1981. Seit 2008 gehört er zu Hügli, die von Beginn an stetig in den Standort investierte. So liess sie beispielsweise 2010 einen Anbau an das bestehende Gebäude errichten, mit dem die Fläche auf das Doppelte zunahm. «Functional Food»-Produkte waren von Anfang an Teil des Sortiments in Redditch und machen heute ungefähr die Hälfte der Produktionsmenge aus. Ihre Herstellung ist sehr komplex und erfordert eine besondere Sorgfalt.

«Das Nährwertprofil, der Geschmack und die Textur müssen in jeder einzelnen Verpackung einheitlich sein», erläutert Richard Bailey, Commercial Director bei Hügli im Vereinigten Königreich. «Um das sicherzustellen, überprüfen wir die enthaltenen Mikronährstoffe jeweils zunächst bei der ersten Charge im Labor. Die nachfolgenden Produktionsläufe werden dann ebenfalls überwacht, um die konstant gleiche Qualität zu gewährleisten. »Zudem gelten für «Functional Food»-Erzeugnisse besondere Standards. So unterliegen Shakes, die als Mahlzeitenersatz dienen, bestimmten EU-Normen, während die Zusammensetzung von Sportpulvern die Vorschriften der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) erfüllen müssen. «Oft stellen auch unsere Kunden bestimmte Anforderungen an die Produkte, die wir für sie herstellen. Sie wünschen sich beispielsweise vegane oder proteinreiche Varianten sowie Zutaten, bei denen bestimmte Tierwohlstandards eingehalten wurden», berichtet Richard Bailey.

Beim Blick in die Zukunft sieht der «Functional Food»-Experte zudem weitere Trends auf sich zukommen. Dazu gehören unter anderem Inhaltsstoffe wie Hanf, Canabidiol oder Collagen. Darauf, die steigende Nachfrage nach Lebensmitteln mit einem Zusatznutzen zubedienen, ist Hügli in Redditch jedenfalls gut vorbereitet. Den 9000 Quadratmeter grossen Betrieb verliessen im vergangenen Jahr etwa 3800 Tonnen der verschiedenen Mixturen. Dabei hat der Standort noch Luft nach oben: Bis zu 5000 Tonnen Pulvermischungen könnten hier pro Jahr über die Linien laufen. Und auch für ein weiteres wichtiges Thematrifft der Standort bereits seit Längerem Vorkehrungen: «Was der Brexit für uns bedeutet, werden wir vielleicht erst in letzter Minute erfahren. Daher arbeiten wir bereits seit zwei Jahren daran, uns auf verschiedene mögliche Szenarien einzustellen», sagt Chris Hurt.