«Eine gute Ausbildung ist für mich sehr wichtig!»

Jan Reist spielt Eishockey, seit er sechs ist. Zehn Jahre später hat er es in das Elite-Nachwuchsteam des EHC Basel geschafft und besitzt eine «Swiss Olympic Talent Card», die besonders förderungswürdige Talente erhalten. Seit letztem Sommer macht er zudem eine Ausbildung im IT-Bereich bei Bell. Im Interview berichten er und Andreas Begré, Leiter Berufsbildung bei Bell Schweiz, wie sich Lehre und Leistungssport vereinbaren lassen.

Herr Begré, wie kam es dazu, dass Sie mit Herrn Reist erstmals einen jungen Leistungssportler als Auszubildenden eingestellt haben? 

Wir hatten schon länger die Idee, Sporttalente mit Ausbildungsangeboten zu fördern. Das gehört für uns zur sozialen Verantwortung, die wir als grosses Unternehmen gegenüber der Gesellschaft haben. Mit Jan Reist hat sich dieser Wunsch aber eher unverhofft erfüllt. Beim Vorstellungsgespräch erzählte er uns nämlich noch gar nichts über das Ausmass seines sportlichen Engagements.

Was hat Sie davon abgehalten, Herr Reist?

Für mich war es zuerst einmal wichtig, eine gute Ausbildung zu machen. Der Sport kam erst an zweiter Stelle. Daher habe ich ihn im Bewerbungsverfahren noch nicht erwähnt. Wir haben dann erst nach der Zusage ausgemacht, dass ich auch weiterhin spielen und trainieren kann.

Herr Begré, mussten Sie die Einstellung von Herrn Reist besonders vorbereiten? 

Wir haben uns vorab mit seinen Eltern, seinem Trainer und dem Sportamt abgestimmt, um alle Eckpunkte festzulegen. Dann haben wir eine Zusatzvereinbarung zum Lehrvertrag getroffen. Darin ist beispielsweise festgelegt, dass er jeweils am Dienstagvormittag für das Training freigestellt wird.

Wie hoch empfinden Sie die doppelte Belastung aus Ausbildung und Leistungssport, Herr Reist? 

Es ist schon sehr anstrengend. Manchmal möchte ich auch gerne nach der Arbeit nach Hause gehen und Zeit mit meinen Freunden verbringen. Aber es macht auch sehr viel Spass. Toll ist vor allem, dass alle Kollegen so nett sind und mir auch mal helfen, wenn die Zeit knapp wird. Ich habe mich von Anfang an gut aufgehoben gefühlt – und das, obwohl ich mit 16 Jahren der Jüngste im Team bin.

Herr Begré, was ist Ihr erstes Fazit etwas mehr als ein halbes Jahr nach Ausbildungsstart? 

Wir sind alle sehr überrascht, wie gut und schnell sich Jan bei uns integriert hat. Ich glaube, er bringt viele Voraussetzungen vom Sport mit, die auch am Arbeitsplatz wichtig sind. Er ist beispielsweise sehr gut organisiert und weiss, dass man sich einsetzen muss, wenn man erfolgreich sein will. Ausserdem merkt man gleich, dass er ein guter Teamplayer ist.

Bietet sich die Ausbildung von Leistungssportlern bei Bellin jedem Berufsfeld an, Herr Begré? 

Im administrativen Bereich ist die Umsetzung sicherlich einfacher, da wir dort durch die Gleitzeitregelung mehr Spielraum bei den Arbeitszeiten haben.

Herr Reist, was ist Ihr grösstes sportliches Ziel? 

Es wäre toll für mich, irgendwann in der National League spielen zu dürfen.

Und was passiert, wenn er wirklich mit dem Nationalteaman den Olympischen Spielen teilnehmen würde, Herr Begré?

Dann würden wir uns sehr freuen und ihn dabei unterstützen, sodass seine Ausbildung nicht darunter leidet.

Bell ist ein «Leistungssportfreundlicher Lehrbetrieb»

Dass Jan Reist ein vielversprechender Eishockey-Newcomer ist, beweist die «Swiss Olympic Talent Card», die er seit August letzten Jahres besitzt. Sie wird von «Swiss Olympic», dem Dachverband des Schweizer Sports und Nationalen Olympischen Komitee, an talentierte Athleten vergeben. Die Karte zeigt Gemeinden, Schulen und auch potenziellen Arbeitgebern, dass der Inhaber im Hinblick auf eine erfolgreiche Sport-Karriere besonders förderungswürdig ist. Unternehmen wie Bell, die solchen Talenten Ausbildungsplätze anbieten, unterstützen sie dabei, sich neben der sportlichen Karriere auch ein berufliches Standbein aufzubauen. Für sie hat «Swiss Olympic» das Label «Leistungssportfreundlicher Lehrbetrieb» lanciert. Wer es trägt, muss verschiedene Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehört beispielsweise ein flexibles Programm, das Athleten ermöglicht, ihre Arbeitszeiten auf das sportliche Training und die Wettkämpfe abzustimmen. Erfahrungen mit der Beschäftigung von Leistungssportlern hatte Bell übrigens auch schon vor der Einstellung des jungen Eishockey-Spielers. Seit zwei Jahren arbeitet der Profi-Bobfahrer Simon Friedli als Koch im Personalrestaurant in Oensingen. Im Zuge dessen erhielt Bell bereits das Siegel «Leistungssportfreundlicher Arbeitgeber», das ebenfalls von «Swiss Olympic» vergeben wird.