Im Team gibts keine Unterschiede

Im Gespräch mit Sandy Cardoso Fankhauser und Klementina Varadi
Was gefällt euch an eurer Arbeit in der Zerlegerei?
Sandy: Als ich hier angefangen habe, habe ich gedacht: Das ist ein guter Job zum Geldverdienen. Mit der Zeit habe ich aber gemerkt, dass ich die Arbeit in der Metzgerei wirklich gerne mache. Ich habe schon mit verschiedenen Fleischarten gearbeitet und gelernt, wie man sie zerlegt. Das war ein langer Weg. Was mir besonders gut gefällt, ist, dass wir ein Team sind und uns gegenseitig helfen.
Klementina: Mir gefällt mein Job auch sehr gut. Es ist toll, mit Leuten aus verschiedenen Ländern zusammenzuarbeiten und sie so besser kennenzulernen. Ausserdem bekom me ich hier schon bei der Arbeit viel Bewegung. Das ist gut für meine Gesundheit. Ich muss also nicht ins Fitnessstudio gehen.
Braucht ihr viel Kraft bei eurer Arbeit?
Klementina: Ja, und wir haben viel Kraft. Aber noch wichtiger ist die Technik. Jeder muss seine eigene Methode entwickeln, um einfach und schnell zu arbeiten. Das lernt man mit der Zeit. Für mich ist heute alles viel leichter als früher, als ich angefangen habe. Jetzt «spiele» ich fast mit dem Fleisch.
Gibt es auch stressige Situationen?
Sandy: Es ist normal in einer Metzgerei, dass es viel Zeitdruck gibt. Trotzdem musst du deine Arbeit möglichst ohne Fehler erledigen. Denn es geht nicht nur um Schnelligkeit, sondern auch um die Qualität – und ich bin Perfektionistin, das ist mir sehr wichtig. Ich glaube, ich würde den Stress in der Metzgerei sehr vermissen, wenn ich etwas anderes machen würde.
Bei euch arbeiten 30 Männer und 4 Frauen. Wie ist für euch die Zusammenarbeit?
Klementina: Alle müssen ihre Aufgaben erledigen und arbeiten sehr selbstständig. Es spielt keine Rolle, ob Männer oder Frauen. Was ich aber gut finde, ist, dass unsere männlichen Kollegen Respekt vor uns als Frauen haben.
Sandy: Für mich gibt es auch keine Probleme bei der Zusammenarbeit von Männern und Frauen. Ich sage immer, wenn ich hier im Betrieb bin, bin ich ein Mann und keine Frau.

Übernehmen bei euch Männer und Frauen unterschiedliche Aufgaben?
Sandy: Das Ausbeinen machen nur die Männer. Das braucht wirklich sehr viel Kraft. Die restlichen Aufgaben übernehmen alle.
Klementina (lacht): Eigentlich haben wir auch so viel Kraft wie die Männer. Aber ich denke, dass eine Frau mehr Gefühl in der Hand hat als ein Mann. Das ist ein Vorteil, den wir gegenüber den Männern haben.
Gebt ihr eure Erfahrungen auch an andere weiter?
Sandy: Ja, wenn neue Kolleginnen und Kollegen kommen, zeige ich ihnen, wie ich es mache. Danach beobachte ich, wie sie arbeiten. Wenn jemand nicht so gut klarkommt, helfe ich ihm oder ihr. Denn es muss alles funktionieren.
Würdet ihr gerne in einem Betrieb arbeiten, wo viele Frauen sind?
Klementina: Nein, ich fände es nicht toll, nur unter Frauen zu arbeiten. Denn in einem früheren Job habe ich erlebt, dass es unter Frauen mehr Probleme bei der Zusammenarbeit gibt. Hier haben wir gute und freundschaftliche Kontakte untereinander. Das mag ich sehr.